Donnerstag, 13. Juli 2017

Noch einmal Via Regia von Merseburg. Dieses Mal bis Beuna

Weil es mir leider in letzter Zeit psychisch wirklich schlecht ging, habe ich beschlossen mal wieder Wandern zu gehen...

Außerdem war für heute auch ganz gutes Wander-Wetter für mich angesagt, da es trocken, aber nicht zu warm (um die 20 Grad) werden sollte. Ich hoffte so sehr, dass es mir helfen würde...

Eigentlich wollte ich die Strecke von Dornreichenbach bis Wurzen laufen. Weil man aber nach Dornreichenbach sehr lange mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln braucht, hatte ich geplant, ein Stück mit dem Auto zu fahren. Leider stellte ich kurz nach meinem Start fest, dass die Baustellen in und um Halle soviel Zeit fressen würden, dass ich nicht rechtzeitig zum Bus nach Dornreichenbach kommen würde. Spontan entschied ich nach Merseburg zu fahren, um dort noch einmal das Stück Via Regia Richtung Großkayna zu laufen.


Ich parkte mein Auto in der Nähe vom Bahnhof und lief Richtung Gotthardsteich. Ich wusste ja schon, dass dort die Via Regia entlangläuft. Die Holzbrücke auf der Westseite war leider immer noch gesperrt, weshalb ich andersherum um den Vorderen Gotthardsteich laufen musste. Dort traf ich auch zwei andere Pilger, denen ich das mit der Brücke sagte, als sie mir entgegenkamen. 
Hinterer Gotthardsteich
Das Wetter war wirklich angenehm und ich dackelte recht vergnügt am Vorderen und später am Hinteren Gotthardsteich entlang. Bei einer Bank kurz vor der Überquerung der Bundesstraße B91 zog ich meine dünne Jacke aus. Zur Vorbeugung von Blasen zog ich außerdem noch ein dünnes Paar Socken über meine Kompressionsstrümpfe, so wie ich es in Spanien auch gemacht hatte.



Nachdem ich die Bundesstraße überquert hatte, betrat ich den Südpark, wo ich mir ein bisschen die Tiergehege anschaute. Ich sah verschiedene Vogelarten, Rotwild, Ziegen, Schafe, Nutrias und Wildschweine. 
Als ich aus dem Südpark herauskam, stellte ich erfreut fest, dass hier die Markierungen besser als im letzten Jahr waren. 
Die Brücke ist da, wo rechts der Weg endet
Ich überquerte die kleine Brücke über die Geisel und bog dann nach links in das Waldstück am Klyegraben ein. Das Gras stand dieses Mal um einiges höher, als letztes Jahr im April: Oft sogar hüfthoch!
Nachdem ich kurz auf Rudolf-Bahro-Straße gekommen war, entschloss ich mich, etwas Insektenspray aufzutragen, weil es doch sehr um mich herum summte. Leider stellte ich nur ein paar Meter weiter fest, dass es schon zu spät war und mich schon zwei Mücken an den Handgelenken erwischt hatten. Naja, dachte ich mir, und stapfte weiter.
Am Klyegraben wechselten sich lichter Wald und kleine Wiesen ab. Der Weg war ganz schön zugewuchert und ich musste oft meine Arme und meinen Kopf einziehen. Bald empfand ich es als ganz schön anstrengend, dort entlangzulaufen. Mit meinen Trekkingstöcken bahnte ich mir den Weg und nutzte sie auch hin und wieder dafür, mir Brennnesseln oder Brombeerstrauchausläufer vom Leib zu halten.

Bald brannten meine Beine wie Feuer und ich wunderte mich, wie schnell ich heute aus der Puste war. Ein Stück weiter versperrten mir sogar die Äste eines niedrig wachsenden Baumes den Weg. Links oder rechts vorbei ging es auch nicht, weil diese Stelle so wild zugewachsen war. Ich fluchte ein bisschen und duckte mich tief. Ein wenig später knickte ich dann auch noch mit dem rechten Fuß um und stürzte - Gott sei Dank passierte nicht viel. Ich hatte eine Wurzel übersehen, an deren Rand ich weggeknickt bin.
Wieder einmal fluchte ich, ging aber weiter. Es tat zwar ein bisschen weh, aber es ging. Ich lief also weiter, nur jetzt etwas vorsichtiger und langsamer. Durch die zugewucherten Wege konnte man den Boden nicht genau erkennen. Er kam mir auch unebener vor als letztes Jahr. 
An der Wiese, an der ich ebenfalls letztes Jahr eine kleine Pause gemacht hatte, sah ich mich ein bisschen um. Hier gab es viele Insekten und Schmetterlinge. Es summte und brummte überall und auch viele Vögel zwitscherten in den Bäumen und Büschen.
An dieser Stelle merkte ich endgültig, dass heute nicht so mein Tag war. Mir schwand die Hoffnung, es bis nach Großkayna zu schaffen, hoffte aber, dass ich wenigstens bis nach Frankleben kommen würde, wo es ein tolles Eiscafé gibt.
Nach der besagten Wiese ging es noch einmal ein Stück durch einen etwas dichteren Wald. Der Boden hier war ziemlich zerfurcht, wie durch einen Traktor zerfahren oder so. Ich war froh, dass ich meine Stöckchen dabei hatte!

Dann trat ich auf die Straße, die nach Zscherben geht, überquerte sie und bog rechts auf den langen Feldweg Richtung Beuna ein. Hier war die Wiese in der Nähe der Kreuzung kurz gemäht und trocken und so beschloss ich, dort eine Pause zu machen. Also stellte ich meinen Rucksack ab, breitete meine Jacke aus und setzte mich. Meine Beine fühlten sich an wie Blei und schmerzten stark. Ehrlich gesagt war ich ziemlich fertig.


Während ich Pause machte, aß und trank ich in Ruhe etwas und drehte mal wieder ein Video für euch, in dem ich euch sehr ehrlich etwas über meinen "schlechten Zustand" erzähle. Das Video könnt ihr euch hier anschauen:


Während der Pause konnte ich mich zwar ein wenig erholen, aber meine Schmerzen ließen nicht nach. Außerdem fühlte ich mich auch wieder einmal sehr schwach. Deshalb entschied ich, doch nur bis nach Beuna zu laufen und die Pause ruhig noch etwas weiter auszudehnen. Ich glaube, es war eine gute Stunde. Währenddessen kamen viele Fahrradfahrer, ein paar Autos und ein Traktor vorbei.
Bevor ich weiterging, wechselte ich auch meine Schuhe. Als ich nach dem Zusammenpacken aufstand, zuckte leider ein weiteres Mal der Schmerz durch meinen Körper. Betrübt stellte ich fest, dass mir eigentlich alles weh tat. Besonders die Oberschenkel fühlten sich an, wie nach einigen Etagen Treppensteigen... Ich wünschte mich nach Hause in mein Bett, konnte mich aber dann doch noch gerade so aufraffen, die rund zwei Kilometer nach Beuna zu laufen.

Langsam trottete ich auf dem Feldweg entlang und schwankte zwischen kurzen Phasen leichter Entspannung ("Heut ist eigentlich so schönes Wetter") und längeren Phasen extremer Anspannung ("Oh Mann, mir tut alles weh... Ich will, dass das aufhört!"). Ein bisschen konnte ich noch die Umgebung genießen, aber ich quälte mich am Ende doch die meiste Zeit. Mittlerweile humpelte ich mehr, als dass ich ging...


Hier gucke ich auch ein bisschen gequält.
Dabei habe ich versucht zu lächeln
Nachdem ich einen Landwirtschaftsbetrieb passiert hatte, kam ich zum Abzweig nach Beuna. Ich bog links ab und war nach etwa 100 Metern im Ort. Ein Stückchen weiter ließ ich mich in der Nähe der Hauptstraße auf einer kleinen Treppe nieder und schaute nach, wann und wo der nächste Bus fuhr. Ich hatte Glück: In nur ein paar Minuten sollte an der Haltestelle in meiner Nähe der nächste Bus nach Merseburg fahren.
War ich froh, als ich wieder in Merseburg war und den letzten halben Kilometer zu meinem Auto hinkte! Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so fertig war. Obwohl, eigentlich wusste ich es: Letzten Samstag, als ich einer Freundin beim Umzug geholfen hatte. Da war es auch extrem. Aber mir geht es schon gut zwei Wochen auch körperlich nicht gut.
Zu Hause angekommen, musste ich erst einmal Weinen. Wegen den Schmerzen, wegen der fehlenden Energie und weil ich das Gefühl hatte, dass ich unzulänglich sei und mein Körper mich im Stich ließ...

Den ganzen Abend war ich traurig und schlief später mit dem Gedanken ein, dass es vielleicht doch gut war, dass ich im März in Spanien auf meinem Jakobsweg war... 
Denn wenn das bei mir mit meinen körperlichen Problemen so weitergehen würde, hätte ich die Reise in meinem jetzigem Zustand tatsächlich vergessen können. Zu meiner Traurigkeit kam ein klein wenig Dankbarkeit, dass ich diese Reise überhaupt machen konnte und durfte.



Album

Via Regia: Großkayna - Beuna

2 Kommentare:

  1. Hallo Nadine,
    die Gegend, die du beschreibst, kenn ich so einigermaßen gut. Meine Oma ist an der Geiselquelle aufgewachsen, daher sagt mir die Geisel natürlich auch was. Großkayna, auch da wohnen Verwandte. Und die Eisdiele ist mir auch bekannt. Ist wirklich lecker. :) Seltsam manchmal, wie klein die Welt ist.
    Was du beschreibst, auch im Video, klingt ja nicht so toll. Es nervt, wenn die Batterie so schnell ausläuft und man einfach nur noch kaputt ist. Und dennoch hast du dich auf den Weg gemacht. Und ob du nach 4 km schon eine Pause brauchst oder erst nach 10 km, das ist doch egal. Klar, man ist von sich selber genervt, wenn der Körper einfach nicht so mitspielt, aber so ist es nun mal. Trotzdem ist das auch etwas, worauf man stolz sein kann. Auch die Erinnerung an den Jakobsweg nimmt dir keiner.
    Ich wollte auch noch sagen, dass du im Video sehr sympathisch rüberkommst! Du hast ein sehr hübsches Gesicht und eine ausgeprägte Charakterstimme, ich könnt dir ewig zuhören.
    Ich habe deinen Beitrag auf meiner Wanderung durch die Welt der Bücherblogs verlinkt und hoffe, dass du genügend Geld für die OP zusammenbekommst.
    Liebe Grüße von Daniela

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    1. Hallo liebe Daniela,
      danke für deine lieben Worte! Ich hab mich vor allem darüber gefreut, dass du mich im Video so sympatisch findest und das mit der Stimme :-)))
      Danke auch fürs Verlinken. Für die OPs gibt es mittlerweile sogar eine gute Nachricht! Ich bekomme sie doch bezahlt! :-D Schau mal hier: https://mitwanderstabundkompri.blogspot.de/2017/08/dieses-mal-ein-ja-bewilligung-meiner-ops.html

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