Dienstag, 21. März 2017

Meine Erfahrungen mit...

Heute mal kein Bericht in dem Sinne, sondern ein paar Erfahrungen meinerseits zu bestimmten Themen.
Der Beitrag hier wird nicht starr bleiben. Ich werde ihn öfters Mal ergänzen und hier oben immer das neue Datum der Aktualisierung eintragen: 28.04.2017

Nun also meine Erfahrungen mit ...

Alternativrouten
Siehe Ausschilderung
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Ausländern
Auf dem Jakobsweg traf ich während meiner Zeit (März) folgende andere Nationalitäten: Südkoreaner, Deutsche, Engländer, Franzosen, Portugiesen, Polen, Amerikaner, Argentinier, Venezuelaner, Südafrikaner, Niederländer, Österreicher, Schweizer, Belgier und natürlich Spanier
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Blasen
Diese habe ich mir Gott sei Dank kaum gelaufen. Den Tipp, ein doppeltes Paar Strümpfe zu tragen, war wahrscheinlich Gold wert. Ich habe die meiste Zeit meine Kompressionskniestrümpfe und darüber ein dünnes Paar Socken getragen. Wenn es kälter war auch ein dickeres Paar. Resultat: 2 nicht allzu große und schlimme Blasen am Tag 4, die ich gut mit Blasenpflastern versorgen konnte und mir dann kaum noch Probleme machten.
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Essen, allgemein und vegetarisch
Das Essen in Spanien ist sehr vielfältig und auch nicht besonders teuer. Für die Pilger gibt es ein sogenanntes Pilgermenü, das aus einer Vorspeise, einer Hauptspeise und einen Dessert besteht und meistens ungefähr 10 € kostet. Die spanische Küche ist sehr fleischlastig, es wird aber auch viel Fisch aufgetischt. Zum Essen gibt es normalerweise ein kleines Körbchen mit lockeren Brot dazu. Als Beilage werden oft Pommes serviert. Zu den großen Mahlzeiten wird gerne Rotwein getrunken, den ich bisher immer schmackhaft fand.
Vegetarisch zu essen ist in Spanien zwar möglich, aber nicht ganz leicht. Ich habe mich an Gerichte wie Spiegeleier mit Pommes oder verschiedene Varianten von Omelettes gehalten. Salate und Nachspeisen sind da weniger problematisch. Außerdem gibt es auch mehrere schmackhafte Suppen, die vegetarisch sind, z.B. Caldo (Kartoffeln, weiße Bohnen, Kohl), Nudelsuppe (mit Bohnen) und Gemüsecremesuppen.
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Fußpflege
Fußpflege auf dem Jakobsweg ist unerlässlich! Ich habe zur Vorbereitung schon ein paar Wochen vorher damit begonnen, eine Alternative für Hirschtalgcreme zu suchen. Diese wurde mir immer wieder empfohlen, aber ich wollte sie aufgrund meiner vegetarischen Lebensweise nicht benutzen. 

Aus Ermangelung an anderen Möglichkeiten cremte ich meine Füße erst einmal mit Shea-Butter ein. Ein paar wenige Tage bevor ich auf meine Reise startete, fand ich heraus, dass eine sehr beliebte französische Fußcreme als Hauptbestandteil Shea-Butter hat. Das fand ich sehr gut und deshalb entschied ich mich damals, einfach mit der Butter weiterzumachen. Damit habe ich insgesamt gute Erfahrungen gemacht. Ich cremte meine Füße jeden Abend vor dem Schlafengehen ein und sie waren schön weich und geschmeidig. Außerdem habe ich festgestellt, dass man die Zehennägel kurz halten sollte, damit die Schuhe nicht so schnell drücken.
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Herbergen
Es gibt verschiedene Formen von Herberge. Das wären die Albergues Municipal (der Gemeinden), die Albergues Parroquial (der Kirchen) und die privaten Hostels. Natürlich kann man auch im privaten Pensionen und den Hotels übernachten. 

Öffnungszeiten: Albergues Municipal und Parroquial haben wohl das ganze Jahr geöffnet, während die privaten selbst entscheiden, wann sie ihre Türen für die Pilger öffnen. Das führte​ dazu, dass ich hin und wieder dazu gezwungen war, weiterzulaufen, als sich eigentlich wollte. Viele Herbergen öffnen nämlich erst im März oder sogar erst im April.
Komfort: Dass man in jeder Herberge ein Bett bekommt, ist selbstverständlich. Die Qualität der Betten war meistens recht gut. Ich habe nur selten schlechte Betten erlebt. Manchmal gibt es Betttücher und/ oder extra Decken. Man sollte aber am besten einen Schlafsack mitbringen. In seltenen Fällen gab es auch ein Handtuch.
Die weitere Ausstattung ist sehr unterschiedlich. Wenn Küchen vorhanden sind, ist das praktisch, aber meistens sind diese nicht ausgestattet. Als ich in Sarria war, war die komplett ausgestattete Küche eine Überraschung! Die meisten Herbergen haben WLAN, so wie übrigens auch die meisten Bars und Cafes in Spanien. In den galizischen Herbergen der Xunta (Municipal) kann man sich nach Registrierung auch kostenlos in das WLAN jeder Xunta einloggen. Viele Herbergen sind außerdem mit einer Waschmaschine und oft auch mit einem Trockner ausgestattet. Diese kann man für 1,5 bis 4 € pro Ladung benutzen. Duschen, Waschbecken, heißes Wasser und Toiletten sind Standard.
Preise: liegen bei 5 bis 12 Euro, wobei die Municipal und die Parroquial mit 5 oder 6 Euro am günstigsten sind. Bei manchen dieser Herbergen kann man auch auf Spendenbasis übernachten. In den privaten Herbergen gibt es oft gegen einen kleinen Beitrag auch Abendessen und/oder Frühstück. Frühstück kostet meist zwischen 2 und 5 Euro und das Abendessen zwischen 7 und 9 Euro.
Check-Out: bei den Albergues Municipal und Parroquial muss man normalerweise spätestens um 8 Uhr das Haus verlassen. Ich habe allerdings festgestellt, dass es oft nicht so eng angesehen wird, wenn man später geht, wenn nicht viel los ist. Im Sommer ist das sicherlich etwas anderes. Bei den privaten Herbergen war auch oft ein späteres Check-Out möglich, so dass ich mich in Ruhe fertig machen konnte am Morgen.
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Herbergsbetreibern
Die meisten Betreiber sind wirklich sehr nett und hilfsbereit! Manchmal scheint es, dass die Spanier ein bisschen ruppig oder sehr direkt sind, aber wenn man damit umgehen kann, sind sie sehr angenehme Zeitgenossen! Ich kann nichts negatives über sie berichten!
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Kleidung
Folgende Kleidungsstücke hatte ich mit (inklusive der am Körper):
Ein Paar Wanderschuhe, ein Paar Sommerlaufschuhe, eine Softshell Jacke, ein Paar Crocs, zwei Paar kurze Trekkingsocken, ein Paar normale Socken, ein Paar warme Socken, zwei Sportslips (mehr besitze ich nicht), ein normaler Slip, zwei BHs, ein Funktions-T-Shirt, ein Funktionstop, ein normales T-Shirt zum Schlafen, ein normaler Pullover, ein Funktionspullover, ein Funktionsshirt langärmlig (lange warme Unterwäsche), eine Funktions Strickjacke, eine Leggings, eine Funktionshose mit Zipper (Beine  kürzbar), eine leichte Stoffhose, ein Paar Stulpen, ein paar Handschuhe, ein Regenponcho, ein Funktionstuch (Schal, Mütze, Kaputze, Stirnband), eine dünne Radler und zwei komplette Kompressionsbestrumpfungen (Bolero, Kniestrümpfe, CapriHose)
In Sarria sortierte ich davon aus: der langärmelige Funktionsshirt (warme Unterwäsche) und eine komplette Kompressionsbestrumpfung. In Portomarin kaufte ich mir außerdem einen besseren Poncho, da meiner auf der Strecke nach La Faba versagt hatte.
Das Konzept von "Zwiebelprinzip" hat sich gut bewährt. Ich trage drunter immer ein Teil Funktionsbekleidung (Top oder T-Shirt), weil ich am Rücken schnell schwitze und diese Kleidung schnell trocknet. Darüber je nach Wetter weitere Lagen Kleidung. Die Radler trage ich zwischen Slip und Hose, wenn ich keine Kompressionsbestrumpfung (CapriHose) trage, damit ich mich im Schritt nicht wund laufe.
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Pflanzen
Während meiner Pilgerreise sah ich den Frühling wortwörtlich Aufblühen!
Hier noch einige Fotos von Blumen :-)




Man sollte allerdings auch schon im Frühjahr aufpassen, dass man nicht in Brennessel fasst oder sich hinein setzt, weil die tatsächlich auch jetzt schon ordentlich wachsen!
Interessant ist ein besonderer Kohl, der hier oft in der einheimischen Küche verwendet wird. Laut meiner Recherche müsste das der Markstammkohl sein. Er ist in Galizien fast überall angebaut.

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(Mit-)Pilgern
Es ist total interessant, andere Pilger zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten!
Ich traf wirklich viele interessante Persönlichkeiten. In Trabadelo traf ich zum Beispiel eine Deutsche aus Nürnberg, die Altenpflegerin ist und mit der ich mich sofort gut verstand. In Triacastela lernte ich einen älteren Mann kennen, der wie ich Musik liebt, Percussion macht und Ukulele spielt. Er stammt aus Italien und dies war nicht sein erster Camino! Kurz vor Sarria traf ich auf zwei Männer aus der Nähe der Bucht von Gibraltar, die alte Freunde aus Kindertagen waren und sich nach langer Zeit wiedergefunden hatten und nun zusammen den Camino gingen.


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Rucksackwagen
Dazu habe ich hier ein extra Beitrag geschrieben: Testbericht und Erfahrungen zum Pilgerwagen
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Spaniern
Ich mag sie! Die allermeisten Spanier sind so hilfsbereit und freundlich!
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Sprache
Für meine Pilgerreise habe ich ja extra ein wenig Spanisch gelernt. Und zwar mit der App Duolingo. Das war auch ganz gut so, denn vor allem in den kleinen Orten und den Albergues Municipal und Parroquial sprechen die Spanier so gut wie kein Englisch - geschweige denn Deutsch :-P
Mittlerweile kann ich die meisten alltäglichen Sachen sagen: Begrüßungen, Verabschiedungen, nach Frühstück bzw. generell nach Essen fragen und bestellen, Bitte, Danke usw. Und ganz wichtig für Pilger: nach einem Stempel für den Pilgerausweis fragen :-)
Ich würde jedem Jakobsweg-Intetessierten raten,  vorher etwas Spanisch zu lernen! Wenn man sich als Ausländer damit versucht, bekommt man dafür Anerkennung und Wertschätzung.
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Tieren
Ich habe so einiges an Tieren auf meiner Reise gesehen! Spanien ist hier in der Gegend von Leon und Galizien sehr ländlich und auch auf Landwirtschaft eingestellt. Viele Leute haben eigenes Vieh und/oder bauen selber Gemüse an. Ob Kühe, Schafe, Ziegen oder Hühner... Es ist alles beliebt. 


Außerdem gibt es hier viele Hunde. Was ich daran witzig finde: oft sind deutsche Schäferhunde dabei. In den Dörfern laufen die Hunde meistens frei herum und bellen auch viel. Aggressiv war aber bisher keiner. (Allerdings habe ich gehört, dass es welche in A Brea (ca 25km vor Santiago) geben soll. Ich hab haber keine negativen Erfahrungen. 
Eher im Gegenteil: verschmust und lieb waren die meisten, mit denen ich Kontakt hatte. Hier stimmt wohl das Sprichwort "Hunde, die bellen, beißen nicht". Katzen habe ich auch einige gesehen, die waren aber meist scheu. Zutraulich waren nur zwei Exemplare.


Außerdem habe ich eine Menge Vögel und Insekten gesehen. Besonders viele Schmetterlinge... Zum Beispiel große und kleine Füchse, Tagpfauenaugen und Zitronenfalter. Einmal habe ich auch einen Bläuling gesehen, weiß aber leider nicht, was für einer genau.
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Verletzungen
Blasen:
- 1 kleine und 1 mittelgroße am rechten Fuß, am Ballen, unter dem mittleren Zeh
- an der rechten Hand je eine ganz kleine am gegenüberliegenden Finger (Mittel- und Zeigefinger), wahrscheinlich vom Trekkingstock

Blaue Flecken:
- 2 am rechten Oberarm, in Villafranca dem Bierzo am Doppelstockbett geholt
- 1 am Knie vom Sturz bei Ferreiros, war Gott sei Dank nicht schlimm

- 1 am rechten Schienbein ziemlich am Ende meiner Reise. Keine Ahnung, wo der her kam^^

Stürze:
- 2 Mal - beide Male nichts passiert (außer den blauen Fleck am Knie)

Umknicken:
- 3 Mal - auch nix passiert

Kopf am Hochbett gestoßen^^
- keine Ahnung wie oft...aber seeehr oft :-D :-D :-D

Sonnenbrand
Hatte ich nach den ersten paar Tagen recht schlimm auf dem Kopf, im Gesicht, auf der linken Schulter und auf dem Dekollete. Mittlerweile passe ich besser auf. Leider hab ich nach circa einer Woche etwas Sonnenallergie bekommen. Bei mir ist das nicht so schlimm ausgeprägt. Bekomme an den Händen, im Dekollete und manchmal im Gesicht (inklusive Ohren) kleine Pusteln, die jucken. In Sarria habe ich mir eine Creme dagegen geholt.
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Wegweisern
Meistens so dass die Wege sehr gut ausgeschildert. Neben den kleinen steinernen Stelen mit der Muschel und der verbliebenen Entfernung nach Santiago der Compostela darauf, gibt es auch noch kleine Schilder und genug Pfeile an Hauswänden, an Verkehrsschildern, an Leitplanken, auf Felsbrocken, an Bäumen oder auf dem Boden mit Farbe gemalt oder aus Steinen gelegt. Verlaufen habe ich mich noch nicht. Nur einmal in Sarria fast^^
Was außerdem interessiert ist: es gibt oft Alternativrouten. Extra für Fahrradfahrer sind solche gekennzeichnet, die dann eher auf asphaltierten Wegen verlaufen. Aber es gibt auch andere Alternativen. Zum Beispiel kann man von Triacastela nach Sarria entweder direkt gehen, oder über Samos, wo ein schönes Kloster ist.

4 Kommentare:

  1. Danke Nadine, dass Du Dir die Zeit für die vorläufige Zusammenfassung genommenen hast. Für die nächsten sind solche aktuellen Blogs am interessantesten. Freu mich für dich, dass du alles so gut gemeistert hast. Kannst stolz auf dich sein. Doris

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  2. Liebe Nadine, vielen Dank für diesen Bericht. Das deckt so ziemlich alle Fragen ab. Jedoch habe ich noch eine Frage. Wie viel Geld sollte man täglich unbedingt einplanen bzw. was denkst du, wie viel Geld man überhaupt für diese Reise einplanen müsste? Liebe Grüße und lieben Dank von Silvia S.

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    1. Hallo Silvia. Ich hab die Empfehlung bekommen, 30 Euro pro Tag für Unterkunft (Herbergen, nicht Hotels!) und Verpflegung einzuplanen. Das hat auch hingehauen. Wenn meine Rechnung stimmt, habe ich rund 29,30 € pro Tag ausgegeben. Wieviel du genau brauchst, kommt extrem auf die Dauer an, wie lange du unterwegs sein willst. Aber schau doch mal, wie viel bei dir An- und Abreise kosten würden, rechne das mit den 30€ pro Tag aus und schlag noch 50-100 Euro für Extraausgaben drauf. Ich musste z.B. 2x in die Apotheke und das Waren dann 35 € extra. Rechne das lieber mit ein ;-)

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